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BayCEER - Bayreuth Center of Ecology and Environmental Research

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Auswirkungen von Klimaänderungen auf die Phänologie von Pflanzen

Presenting person: Dr.Frank Chmielewski, Humboldt-Universität Berlin
Th. 2003-01-30 (16:15), H6

Im letzten Jahrzehnt hat die Phänologie wieder stark an Bedeutung gewonnen, was im We-sentlichen auf zwei Gründe zurückzuführen ist. Zum einen werden in der Fernerkundung Bo-denbeobachtungen benötigt, die es ermöglichen Satellitendaten zu eichen. Zum anderen wer-den zunehmend Bioindikatoren gesucht, an denen sich die Auswirkungen von Klimaänderun-gen nachweisen lassen. Für beide Aufgaben sind phänologische Beobachtungen prädestiniert. In dem Vortrag werden vor allem Zusammenhänge zwischen Klimaschwankungen und Trends in der Pflanzenentwicklung dargestellt.
Seit dem Ende der 1980er Jahre zeigen sich europaweit deutliche Veränderungen in den Ein-trittsterminen phänologischer Phasen - wie beispielsweise in der Blüte und dem Beginn der Blattentfaltung von Gehölzen - die in direktem Zusammenhang mit Veränderungen der Luft-temperatur im zeitigen Frühjahr stehen. Diese wiederum resultieren aus geänderten Zirkulati-onsverhältnissen über Europa, die sich beispielsweise im NAO-Index nachweisen lassen.
Als gesichert gilt eine deutliche Verfrühung das Vegetationsbeginns in Europa (Termin der Blattentfaltung der meisten Gehölze). Eine Zunahme der mittleren Lufttemperatur zwischen Februar und April (T24) um 1 K führt zu einer Verfrühung des mittleren Vegetationsbeginns in Europa um 7 Tage. Maßgeblich durch den zeitigen Vegetationsbeginn bedingt, ergibt sich eine Verlängerung der Vegetationsperiode (Zeitraum zwischen Blattentfaltung und Blattfall) um 3.5 Tage pro Jahrzehnt (p<0.01). Die Verlängerung der Vegetationszeit ist für fast alle Naturräume in Europa nachweisbar, wobei gewisse regionale Unterschiede existieren.
Für Deutschland ergeben sich sehr ähnliche Veränderungen in der Phänologie der Pflanzen. Sowohl die natürliche Vegetation als auch landwirtschaftliche Kulturpflanzen und Obstgehöl-ze zeigen deutliche Trends in den phänologischen Phasen, die mit dem beobachteten Anstieg der Lufttemperatur korrespondieren. Beispielsweise beginnen die Kirsch- und Apfelbäume um 5 Tage früher zu blühen, wenn sich die mittlere Lufttemperatur zwischen Februar und April um 1°C erhöht.
Veränderungen in der Phänologie landwirtschaftlicher und gartenbaulicher Kulturen sind von noch größerer Bedeutung als die beobachteten Trends in der natürlichen Vegetation, da hier-durch die Erträge beeinflusst werden können. Im Obstbau ist beispielsweise ein zeitiger Blüh-beginn zugleich mit einem erhöhten Spätfrostrisiko verbunden, was direkte ökonomische Auswirkungen für die Betriebe haben kann.



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