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BayCEER - Bayreuth Center of Ecology and Environmental Research

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Von der Saatguternte bis zur fertigen Pflanze - Die Produktion von Forstpflanzen im Pflanzgarten Hohe Warte

Presenting person: Herr Andreas Büchner, Leiter des Pflanzgarten – Stützpunkt Bindlach der Bayerischen Staatsforsten, AöR
Mo. 2013-02-25 (19:30), H 10, NWI, Universität Bayreuth

„Not macht erfinderisch“ dieser Spruch spiegelt auch eine beispiellosen Neuerung aus dem Jahr 1368 wider. Besonders im Nürnberger Reichwald herrschte zu dieser Zeit eine verheerende Holznot, verursacht durch Übernutzung des Waldes als Lieferant für Bau- und Brennholz und durch Brandrodungen. Der Patrizier und Handelsherr Peter Stromeyr erkannt die Gelegenheit des Zapfensammelns, der Saatguternte von Waldbäumen und die damit ermöglichte planmäßige Aussaat und Begründung von Forstkulturen für künftige Generationen. Aus diesem Wirken entstand die „Tannensäer-Zunft“ mit ersten Erfahrungen auf dem Gebiet einer heutigen Ökologie und weitere Entwicklungen bis hin zur Prägung des Begriffes „Nachhaltigkeit“ im Buch „Sylvicultura oeconomica – Hauswirtschaftliche Nachricht und Naturgemäße Anweisung zur Wilden Baum-Zucht“ von 1713 durch Hans von Carlowitz.

Auch 300 Jahre nach von Carlowitz findet man am Pflanzgarten und Samenklenge – Stützpunkt Bindlach der Bayerischen Staatforsten, AöR ein Beispiel buchstäblicher Nachhaltigkeit. In der seit 1925 bestehenden Samenklenge werden Samen aller forstwirtschaftlich bedeutenden Baumarten geerntet, aufbereitet, gelagert und im Pflanzgarten „Hohe Warte“ zur Produktion von Waldbäumen verwendet. Darüber hinaus wird zahlreiches Saatgut an Baumschulen in ganz Europa verkauft oder direkt im Wald ausgesät.

Eine erfolgreiche Saatguternte beginnt bereits mit Blüherkundungen im Frühjahr. Ernteerkundungen innerhalb amtlich zugelassener Saatguterntebestände und Zapfenschnittproben ermöglichen eine wirtschaftliche Beerntung. Von Bedeutung dabei  ist, die „innere“ Saatgutqualität – im Wesentlichen die Genetik und Herkunft sowie die „äußere“ Qualität – insbesondere geprägt durch ausgereiftes frisches Saatgut mit hoher Keimfähigkeit und Keimkraft. Unmittelbar zum Erntezeitpunkt erhobene Referenzproben sichern spätere genetische Vergleichsprüfungen und gestatten die Produktion von Saatgut mit überprüfbarer Herkunft.

Neben Saatgutqualität und Witterungseinflüssen entscheiden oftmals die baumartenspezifische Vorbereitung der Samen zur Aussaat sowie der tatsächliche Saatzeitpunkt über die Anzahl erzeugter Pflanzen.

Da insbesondere in der Forstwirtschaft mit 80 bis über 200 Jahren sehr lange Produktionszeiträume bei Waldbäumen vorherrschen die sich zudem nach der letzten Eiszeit oftmals regional kleinflächig an Böden und Klima angepasst haben, ist es für die zukünftige Stabilität und den ökonomischen wie ökologischen Erfolg wesentlich, dass das Saatgut bzw. daraus produzierte Pflanzen möglichst nicht in „fremde“  Gebiete gelangt, sondern in den ansässigen Arealen bleibt. Die Bindlacher Philosophie „Von der Saatguternte bis zur fertig ausgelieferten Pflanze – alles aus einer Hand“ garantiert angepasste und anpassungsfähige Waldbäume für kommende Generationen.

 

Vortrag der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth e. V.
- Gäste und Studenten sind herzlich willkommen!



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