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BayCEER - Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung

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Wie zufällig war die frühe Weltgeschichte? Untersuchungen mit einem biogeografischen und dynamischen Modell

Vortragender: Dr. Kai Wirtz
Do. 09.01.2003 (16:15), H6

Die frühe Weltgeschichte stellt eine Reihe von Fakten aber nur wenige Hypothesengebäude zu deren Erklärung zur Verfügung. Wie kam es etwa nach Jahrmillionen des Jäger-Sammler-Daseins zu dem plötzlichen Übergang zur landwirtschaftlichen Subsistenzweise? Warum entwickelte sich im Holozän dieser Prozeß in mehreren Weltgegenden unabhängig voneinander und warum verlief er in Eurasien so schnell und durchschlagend, auf dem Amerikanischen oder Afrikanischen Kontinent hingegen eher langsam.
In dem Vortrag wird ein Modell vorgestellt, das wichtige Entwicklungsprozesse früher Gesellschaften mathematisch und in aggregierter Form zu beschreiben sucht: die Domestikation wilder Pflanzen- und Tierarten, die Entwicklung von Technologie und Organisationsstrukturen sowie das Populationswachstum. Im Modell ist die Landmasse der Erde in 198 Regionen unterteilt, zwischen denen es auch zum Austausch von Bevölkerung und/oder deren Wissen kommen kann. Der Paläovegetationstyp jeder Region stellt die einzige räumlich strukturierende Randbedingung dar.
Es werden Simulationen vorgestellt, die die derzeit bekannten Entwicklungspfade zum Teil sehr genau reproduzieren. Mithilfe von Sensitivitätsstudien wird daraufhin geprüft, inwiefern dieses Ergebnis von der Wahl einzelner Parameter abhängt. Speziell zeigt sich, daß das deterministische Modell mit relativ beliebigen Parameterwerten aber definierter Gleichungsstruktur und Randbedingung die rekonstruierte Neolithisierung deutlich akkurater beschreibt als ein Zufallsgenerator. Damit wird zum einen ein quantitatives Kriterium für die Problematik eines (biogeografischen) Determinismus vorgeschlagen. Aufbauend auf dem Validierungsergebnis können zum anderen einige Hypothesen bezüglich der oben gestellten Fragen evaluiert werden. Auch das Phänomen der Völkerwanderungen und deren teilweise Korrelation mit Klimaschwankungen im Holozän wird neu interpretiert.


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