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BayCEER - Bayreuther Zentrum für Ökologie und Umweltforschung

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Die Fossillagerstätte Chemnitz – ein Pompeji des Perms

Vortragender: PD Dr. Ronny Rößler, Museum für Naturkunde Chemnitz
Mo. 27.01.2014 (19:30), Universität Bayreuth, NW I, H 10

Seit dem Mittelalter werden im Untergrund von Chemnitz versteinerte Bäume gefunden. So wurde die Stadt zu einem der reichsten Fundorte dreidimensional überlieferter permischer Pflanzenfossilien auf der Erde. Nur hier wurden die Funde seit über 150 Jahren auch unverzüglich erforscht, öffentlich ausgestellt und bis heute bewahrt. Dennoch waren die steinernen Schätze oft nur Zufallsfunde und Grund genug, endlich systematisch nach dem geheimnisvollen Schatz unter Chemnitz zu graben. Die erste wissenschaftliche Grabung nach dem Versteinerten Wald wurde von 2008-2011 Realität. Spektakuläre Funde berichten über Leben und Sterben einer tropischen Oase, über die zerstörende Kraft und konservierende Wirkung explosiven Vulkanismus.

 Auf dem Grabungsgelände von 18 x 24 Metern konnten 53 aufrecht (in-situ), d.h. in Wuchsposition befindliche Bäume nachgewiesen werden, die im Rotliegend-Boden wurzeln und unterschiedlich weit in die auflagernden vulkanischen Ablagerungen hinein reichen. Ablagerungsmuster der einbettenden vulkanischen Gesteine zeigen Transportrichtungen an und geben erste Hinweise auf die Ablagerungstemperaturen. Fossilreiche aussagekräftige „Fangkorb“-Bereiche haben regelrechte Momentaufnahmen aus den frühen  Phasen des Vulkanausbruches überliefert.

Fossiler-Skorpion_RonnyRoesslerBesonders erfreulich ist der Nachweis der ersten Tiere aus dem Versteinerten Wald von Chemnitz – fünf Skelette eidechsenähnlicher Reptilien, mehrere Amphibien und eine ganze Anzahl von Myriapoden und Arachniden. Besonders hervorzuheben sind die ersten kompletten Skorpione aus dem Perm, gefunden samt mehrerer Häutungsreste in ihrem Habitat, einer Höhle wenige Zentimeter unter der Erdoberfläche. Damit rückt die Vorstellung in greifbare Nähe, ein komplettes Ökosystem, einen permischen Wald samt seiner vor 290,6 (± 1,8) Millionen Jahren durch einen Vulkanausbruch konservierten Lebewelt zu rekonstruieren. Erste Publikationen in Fachzeitschriften sorgten für eine unerwartet hohe internationale Resonanz, und natürlich gibt es nach diesen Erfolgen eine neue Grabung …

 

Vortrag der Naturwissenschaftlichen Gesellschaft Bayreuth e. V.
- Gäste und Studenten sind herzlich willkommen!



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